„Hier kommt was Schönes!“ Mit diesen Worten leitete Matthias Kaufmann, Verwaltungsdirektor des Gemeindeverbandes Altenwohnheim Telfs, die offizielle Präsentation des Neubauprojektes Pflegeheim Wiesenweg am heutigen Donnerstag, 15. November 2024, ein. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 53 Millionen Euro ist dieser Neubau, in dem auch die Lebenshilfe Telfs ein neues Zuhause findet, das größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte der Marktgemeinde Telfs. Und ein Meilenstein, um das Angebot an Pflegeplätzen qualitativ zu verbessern bzw. zu erweitern und durch innovative Konzepte neue Maßstäbe in der Betreuung zu setzen.
Zwei Beschlüsse stellen nach einer intensiven Planungsphase von gut zwei Jahren das Projekt nun auf finanziell und flächentechnisch solide Beine. Zum einen haben die Gemeinden des Gemeindeverbandes Altenwohnheim Telfs in ihrer jüngsten Verbandssitzung dem Finanzierungsplan mehrheitlich zugestimmt. Zum anderen hat der Telfer Gemeinderat in seiner Sitzung vom 14. November 2024 mit dem einstimmigen Beschluss einer Grundtransaktion das „Go“ für eine weitere entscheidende Umsetzungsphase gegeben: die Ausschreibung des Generalunternehmers.
Gemeinschaftsprojekt mit starker Kooperation
Starke Partnerschaft: (v.l.) AWH-Verbandsobmann Bgm. Christian Härting, Landesrätin Cornelia Hagele, Lebenshilfe-Vereinsmanager Wilfrid Pleger, AWH-Verwaltungsdirektor Matthias Kaufmann und Architekt Raimund Wulz von der Architekturhalle.
Das bestehende Pflegeheim Wiesenweg wird in zwei Bauphasen durch einen modernen Neubau ersetzt, der nicht nur die Pflegeheimeinrichtungen, sondern auch die Lebenshilfe Tirol integriert. Dies ermöglicht eine optimale Ressourcennutzung und den gemeinsamen Betrieb von Infrastruktur wie Wäscherei, Zentralküche und Heimcafé. Die Lebenshilfe Tirol und der Gemeindeverband Altenwohnheim Telfs gründen eine Wohnungseigentumsgemeinschaft, wobei die Lebenshilfe mit 14,52 Prozent am Projekt beteiligt ist.
Das für den Neubau nötige, 1.890 m2 große Grundstück, auf dem die Lebenshilfe seit 1982 steht, verkauft die Gemeinde an den Altenwohnheimverband. Von der Zusammenarbeit profitieren beide Institutionen: KlientInnen der Lebenshilfe können die gemeinsame Infrastruktur nutzen und durch die Kooperation entstehen Synergieeffekte, die den Betrieb effizienter gestalten.
Die Prüfung eines Betriebskindergartens am Standort wird zusätzlich dazu beitragen, die Attraktivität des Arbeitsplatzes für das Personal zu steigern.
Umfangreiche Modernisierung und Erweiterung
Der Neubau des Pflegeheims soll künftig Platz für 144 Pflegeplätze (bisher 125) bieten – vorwiegend in Einzelzimmern, die eine barrierefreie und moderne Umgebung schaffen. Auf vier Pflegestationen mit jeweils 36 Betten wird eine familiäre, wohnliche Atmosphäre entstehen, die den BewohnerInnen mehr Raum und Privatsphäre bietet.
Zu den wesentlichen Verbesserungen zählen:
- Auflösung von Doppelzimmern zugunsten moderner Einzelzimmer
- Großzügige Innenhöfe und Dachgarten
- Zentrale Erschließung für alle Funktionsbereiche
- Integration des Bestandsgebäudes in die Neubauplanung
- Aufrechterhaltung der Pflegebetreuung während des Bauprozesses
- Schaffung von Rückzugsbereichen für die BewohnerInnen
- Leichte Erweiterbarkeit für zukünftigen Bedarf
- Blackoutsichere Zentralküche
- Wäscherei im Haus für alle Einrichtungen des Gemeindeverbandes
- Heimcafé als sozialer Treffpunkt mit großzügigen Terrasse hin zum Dorfzentrum
- Halböffentliche Tiefgarage mit 128 Stellplätzen
Das Foyer/Café wird der zentrale soziale Treffpunkt im neuen Haus werden.
Die Bauarbeiten werden in zwei Phasen durchgeführt. Zunächst erfolgt der Abriss und Neubau des westlichen Trakts bis Ende 2027, gefolgt von der Erneuerung des Zentraltrakts bis November 2029. Der laufende Betrieb wird während des gesamten Bauprozesses aufrechterhalten.
Innovative und nachhaltige Infrastruktur
Nachhaltigkeit spielt bei diesem Projekt eine zentrale Rolle. Der Bau wird nach dem Passivhausstandard errichtet, mit einer umfassenden Nutzung von Photovoltaikanlagen und Geothermie zur Heiz- und Kühlungstechnik. „In die Gebäudekörper eingeschnittene Innenhöfe bieten attraktive Erholungsflächen für BewohnerInnen und MitarbeiterInnen. Der geplante Dachgarten mit Pergolen, Hochbeeten und Sitzgelegenheiten ebenso. Naturnahe Materialien mit viel Holz werden auf den Pflegestationen und in den Zimmern ein heimeliges Ambiente schaffen“, erklärt Raimund Wulz von der Architekturhalle Telfs, die den Generalplaner-Wettbewerb gemeinsam mit dem Büro Drees & Sommer gewonnen hat.
Dank der modernen Gebäudeleittechnik können sämtliche haustechnischen Systeme effizient gesteuert werden, was nicht nur den Betriebskosten zugutekommt, sondern auch die Umwelt schont. Darüber hinaus werden die KlientInnen der Lebenshilfe aktiv in den Betrieb der Zentralküche und Wäscherei eingebunden, was Inklusion und die berufliche Integration fördert.
Gesicherte Finanzierung und stabile Beiträge
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 53 Millionen Euro, davon trägt der Gemeindeverband Altenwohnheim Telfs rund 45 Millionen Euro. Die Finanzierung wird durch Zuschüsse des Landes Tirol, die Wohnbauförderung, Eigenmittel des Gemeindeverbandes Altenwohnheim Telfs und der Lebenshilfe Tirol gedeckt. Ein entscheidender Faktor für den Projekterfolg ist die Stabilität der Beiträge der Verbandsgemeinden, die auch in den kommenden Jahren unverändert bleiben.
Verbandsobmann Bgm. Christian Härting betont: „Wir freuen uns, dass wir im Schulterschluss von Land und Verbandsgemeinden ein Projekt realisieren können, das den höchsten Ansprüchen gerecht wird, ohne die Finanzen der Gemeinden stark zu belasten.“ Für ihn steht ein wegweisendes Zukunftsprojekt im Bereich der Pflege vor der Umsetzung: „Wir verbessern die Qualität der Pflegebetreuung und schaffen ausreichend Platz mit Erweiterungsoption für die nächsten 30 bis 50 Jahre. Davon profitieren unsere HeimbewohnerInnen, die KlientInnen der Lebenshilfe Tirol und unsere MitarbeiterInnen. Besonders wichtig und eine bewusste Entscheidung war, dass wir hier im Zentrum von Telfs bleiben.“
Naturräume zur Erholung für BewohnerInnen und MitarbeiterInnen: Hier eine Ansicht des geplanten Dachgartens.
Sein Stellvertreter Bgm. Georgios Chrysochoidis (Leutasch) ergänzt: „Am bestehenden Standort erfolgt mit dem Neubau eine Nachverdichtung. Nur mit einer entsprechenden Bettenzahl kann ein Altenwohnheim wirtschaftlich erfolgreich geführt werden.“ Man entspreche damit dem Strukturplan des Landes.
Auch Wilfrid Pleger, Leiter des Vereines der Lebenshilfe Tirol, freut sich auf das neue Gemeinschaftsprojekt: „Mit dieser Kooperation setzen wir neue Maßstäbe. Durch die Bündelung personeller und logistischer Ressourcen können wir die Effizienz steigern und die Betreuung unserer KlientInnen weiter verbessern. Sie werden hier einen Platz zum Leben und Arbeiten finden, ein Zuhause. Dieses neue Haus wird ein Mittelpunkt des Seins.“
„Danke, dass ihr dieses Projekt hier gemeinsam umsetzt“, so Cornelia Hagele, Landesrätin für Gesundheit und Pflege bei der Präsentation. „Neben Tagesbetreuung und Betreutem Wohnen sind stationäre Pflegebetten essenziell. Das Zentralhaus des Altenwohnheimverbandes wird mit diesem Projekt den heutigen und künftigen Anforderungen angepasst, auch für das Personal, unsere wichtigste Ressource. Ich freue mich jetzt schon auf die Eröffnung!“
Zeitplan und Ausblick
Die Arbeiten zur Ausschreibung des Generalunternehmers starten noch im Jahr 2024, mit einem geplanten Baustart Frühjahr 2026. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts wird bis Ende 2027 erwartet, der gesamte Abschluss des Projekts bis Ende 2029.
Finanzierung
Mittel aus Bedarfszuweisungen Land Tirol | EUR 15,5 Mio. |
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Wohnbauförderung | EUR 14,2 Mio. |
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Einmalige Zuschüsse WBF (Erschwernisse) | EUR 1,9 Mio. |
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Förderung Abt. Pflege, Land Tirol | EUR 1,6 Mio. |
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Anteil Lebenshilfe Tirol | EUR 8,0 Mio. |
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Darlehen | EUR 12,0 Mio. |
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Gemeindeverband Altenwohnheim Telfs
Der GV AWH Telfs wurde 1986 gegründet. Ihm gehören die zehn Gemeinden Flaurling, Leutasch, Oberhofen im Inntal, Pettnau, Pfaffenhofen, Reith b. Seefeld, Rietz, Scharnitz, Seefeld und Telfs an. Aktuell werden in den drei Pflegeheimen Wiesenweg, Schlichtling und Seefeld 215 BewohnerInnen gepflegt sowie in sieben über das gesamte Verbandsgebiet verteilten Einrichtungen für Betreutes Wohnen 111 KlientInnen betreut. Durchschnittlich sind 235 MitarbeiterInnen beim GV AWH beschäftigt.